Kaiserliche Wege

Da begab ich mich zur feucht-kalten Jahreszeit nach Großpolen. Da kommen meine Ahnen her, und es zog mich zu den Wurzeln. Mein hervorragendes Navigationssystem versprach mir, mich über die schnellsten Wege zu leiten, und ich beschloss – mal ausnahmsweise –, seinen Vorschlägen zu folgen.
Auf diesem Wege geriet ich auf Unwege. Der Fahrer des Wagens, der aus mir entgegengesetzter Richtung kam, machte große Augen, als mein Auto – mit ausländischen Kennzeichen sich dem seinen näherte. Aus Mangel als Reaktionsideen, die mir eben nicht einfallen wollten, staunte ich zurück.

Einige Meter weiter wusste ich Bescheid. Der Weg, dessen Bau zweifellos auf Kaiser Wilhelm II. zurückgeführt werden kann, blieb über Jahrzehnte nicht gepflegt. Sein Zustand stellte für etwas sensiblere Fahrzeuge eine wahre Herausforderung dar.

Nachdem ich alle Pfützen, deren Tiefe ich zu überprüfen nicht mutig genug gewesen war, umfahren hatte, hielt ich kurz an und sah mich um. Links und rechts erstreckte sich ein lichtes Wäldchen, dahinter konnte ich Felder erspähen. Vor mir machte der Weg einen Knick. Davor erblickte ich ein Straßenschild:

Da staunte ich wieder einmal – mein Navi führte mich tatsächlich stets über  Vorfahrtstraßen. Das gab mir zu denken: Es gab also noch unkomfortablere Straßen als die, die ich gerade mit Freude hinter mir gelassen hatte. Das hatte nicht für möglich gehalten. Bis eben.
Bei aller Erkundungsbereitschaft, die ich an den Tag legte, war ich dann doch froh, einige Meter weiter eine asphaltierte Straße erreicht zu haben.

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